Geschätzte Kolleginnen und Kollegen,
Ich bin Hanna.
Also, ich heiße nicht Hanna, keine Sorge, das wird jetzt keine Gender Reveal Party.
Ich bin auch nicht die Ich-bin-Hanna-Hanna, jene vom deutschen Bildungsministerium erfundene Hanna. Jene Hanna ist Postdoc, hat einen befristeten Vertrag uns sie hat große Angst: nicht etwa davor, dass sie mit vierzig aus dem System fliegt und ohne Karriere dasteht, nicht davor, dass Familie und Leben auseinanderfällt, wenn sie alle paar Jahre ans andere Ende der Welt ziehen muss, nein: die fiktive Hanna hat Angst davor, mit einem unbefristeten Vertrag die Wissenschaft zu verstopfen.
Ich bin Hanna, eine echte Hanna, weil ich einen befristeten Vertrag als Postdoc habe, die Wissenschaft liebe und dort bleiben möchte. Weil mir, so wie allen Hannas, immer wieder eines geraten wurde: „Konzentrier dich nicht auf die Lehre, wenn du Karriere in der Wissenschaft machen willst. Das einzige, was zählt, ist die Forschung.“ Mein Einwand war immer wie der eines Kindes: „Aber ich liebe die Lehre! Die Lehre ist doch auch wichtig!“ Und die Antwort immer die eines Vaters: „Gute Lehre zahlt sich nicht aus.“
Es freut mich, dass ich zum ersten Mal eine Antwort habe. Mit dieser Trophäe in der Hand, umgeben von herausragendem Lehrpersonal, wird mir wohl niemand widersprechen können: Gute Lehre zahlt sich aus! Das gilt genauso für meine Mitstreiter, Patrick Kappl, Elias Wimmer und Paul Worm – allesamt Hannas übrigens – und ohne die ich nicht heute hier stehen würde.
Es freut mich, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, dass die TU Wien solch einen Preis so prominent vergibt und möchte mich dafür stellvertretend für alle Hannas, die für die Lehre brennen, herzlich beim Rektorat bedanken. Es ist hoch an der Zeit, dass wir das Missverhältnis zwischen und Lehre und Forschung zurechtrücken und diese Preise leisten dazu mit Sicherheit einen Beitrag.
Vielen Dank!